Wie sich ein Schmerzgedächtnis verhindern lässt


Veröffentlicht am: 11.11.2024

Ob pochende Kopfschmerzen oder ziehende Rückenverspannungen: Fast jeder hat die eine oder andere Form quälender Schmerzen schon erlebt. Doch es ist keinesfalls ratsam, die Zähne zusammenzubeißen und die Schmerzen einfach auszuhalten. Vor allem dann nicht, wenn die Schmerzattacken andauern oder regelmäßig wiederkehren. Denn das kann Spuren an Körper und Seele hinterlassen.



Chronischer Schmerz und seine Folgen 
Kehren Schmerzen häufig wieder oder dauern länger als 3 Monate an, spricht man von chronischem Schmerz. Chronischer Schmerz geht einher mit innerer Anspannung und einem kontinuierlich hohen Stresspegel. Auch können körperliche Schon- und Fehlhaltungen die Beweglichkeit einschränken und den Schmerz verstärken und verlängern. Eine generell reduzierte Lebensqualität und ein sozialer Rückzug können die Folge sein. Oftmals liegt dann auch nicht mehr nur eine einzige konkrete Ursache vor, vielmehr spielen dauerhafte körperliche und seelische Veränderungen eine Rolle.


Vom unbehandelten Schmerz zur chronischen Schmerzerkrankung 
Bleiben ständige oder wiederkehrende Schmerzen unbehandelt, kann sich ein sogenanntes „Schmerzgedächtnis“ ausbilden. Die Sinneszellen, die für die Schmerzwahrnehmung zuständig sind, werden andauernd gereizt. Darauf reagieren das zentrale Nervensystem und das Großhirn ausgesprochen empfindlich – mit einer Reorganisation der schmerzverarbeitenden Areale. Nerven- und Gehirnstrukturen verändern sich und reagieren sensibler auf schmerzauslösende Reize (sogenannte „Hyperalgesie“) oder auch auf andere Reize, die normalerweise keine Schmerzen verursachen (sogenannte „Allodynie“). Das schmerzverarbeitende System des Körpers wird also mit der Zeit immer empfindlicher und der Schmerz prägt sich ein. Es kommt zu einer bleibenden Schmerzerkrankung, der Schmerz wird zum ständigen Begleiter, der auch die Seele belastet. Verstimmungen, Ängste bis hin zu Depressionen können die Folge sein. Das erhöht die Schmerzempfindlichkeit zusätzlich und intensiviert die Schmerzwahrnehmung: Ein Teufelskreis, der schwer zu durchbrechen ist.

 


Strategien gegen das Schmerzgedächtnis 
Am besten ist es, das Schmerzgedächtnis gar nicht erst entstehen zu lassen, den Schmerz also so frühzeitig, schnell und effektiv wie möglich zu lindern. Dies kann auf nicht-medikamentösen Wegen und mithilfe von Analgetika geschehen.

Bewährte nicht-medikamentöse Mittel sind zum Beispiel je nach Art und Ort der Schmerzen:

  • Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation, progressive Muskelentspannung, autogenes Training
  • Leichte körperliche Aktivität
  • Maßnahmen zur Stressbewältigung wie Pausen, Genussmomente oder Hobbys
  • Wärme- oder Kälteanwendungen

Bei hartnäckigen Schmerzen empfiehlt sich die Einnahme eines Analgetikums, das die körperlichen Symptome lindert und so auch den seelischen Leidensdruck mindert. Die Medikation, die jedoch in der Substanz und Dosierung individuell angepasst werden muss, hilft somit, die Ausbildung eines Schmerzgedächtnisses und eine Chronifizierung der Schmerzen zu verhindern. Wichtig zu vermitteln für die Selbstmedikation von Schmerzen: Schmerzmittel sollten ohne ärztlichen Rat höchstens drei bis vier Tage in Folge und nicht häufiger als zehn Tage im Monat eingenommen werden.

Hat sich erst einmal ein Schmerzgedächtnis gebildet, ist meist eine multimodale Therapie notwendig, um die Schmerzverarbeitung wieder neu zu „programmieren“. Dazu gehören beispielsweise Bewegungs- und Sporttherapien, Physio- und Ergotherapien, Entspannungstechniken, Psychotherapien und Elektrotherapien.  

 


Nicht aushalten, sondern schnell behandeln 
Ihren schmerzgeplagten Kundinnen und Kunden in der Apotheke können Sie also den guten Rat geben, den Schmerz nicht zähneknirschend zu ertragen, sondern ihn schnellstmöglich auszuschalten. Übrigens wirkt häufig schon die Erwartung einer bevorstehenden Schmerzlinderung positiv auf die Schmerzwahrnehmung der Betroffenen. Das Bewusstsein, selbst etwas gegen den Schmerz tun zu können, und das eigene aktive Vorgehen gegen die Symptome nimmt dem Schmerz seine Bedrohlichkeit und verringert das Gefühl der Ohnmacht und des Ausgeliefertseins. Allein das kann schon das Schmerzgefühl mindern und so Körper und Seele gleichermaßen entlasten. Zeigen Sie daher bei der Beratung Verständnis und sprechen Sie Ihren Schmerzpatientinnen und Schmerzpatienten gut zu – bei vielen wird schon das Gespräch in der Offizin eine positive Wirkung haben.

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