Was sind Probiotika und was Präbiotika?

Veröffentlicht am: 15.02.2022

Der menschliche Körper als Wohnraum zahlreicher Organismen 
Wir sind, was wir essen – genau gesagt das, was wir den Billionen kleiner Lebewesen verfüttern, die unseren Darm bevölkern. 
Diese Kleinstlebewesen, konkret Bakterien und Pilze, bilden ein Mikro-Ökosystem, das Mikrobiom genannt wird. Unmerkbar spielt dieses eine dominante Rolle für unser Abwehrsystem und kann sogar Stimmungen und unser Verhalten beeinflussen. Der Schlüssel zu einem gesunden Mikrobiom liegt im Gleichgewicht zwischen hunderten verschiedenen Bakterienstämmen. 80 Prozent des Immunsystems befindet sich im Darm. Ein ausbalanciertes Mikrobiom ist daher für eine schlagkräftige Immunabwehr von essenzieller Bedeutung.


Unterschiede zwischen Probiotika und Präbiotika 
Es gibt zwei Möglichkeiten, das Gleichgewicht der verschiedenen Bakterienstämme im menschlichen Körper aufrechtzuerhalten: Einerseits durch das Wachstum vorhandener Bakterienstämme, indem wir ihnen selbst die passende Nahrung zuführen. Das sind die sogenannten
Präbiotika. Präbiotika sind für uns Menschen unverdauliche Kohlenhydrate aus Pflanzenfasern, die für Bakterien wie Biodünger wirken. Andererseits können wir unserem Verdauungssystem lebende Stämme direkt hinzufügen. Hier sprechen wir von Probiotika. Probiotika können wir sowohl über die Nahrung als auch über Nahrungsergänzungsmittel aufnehmen. Joghurt, das beliebteste probiotische Nahrungsmittel, wird durch Fermentieren von Milch mit verschiedenen Bakterien hergestellt, die im Joghurt verbleiben. Darüber hinaus sind andere bakteriell fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut, Kombucha und Kimchi sind ebenfalls gute Quellen für Probiotika. Kombucha wird durch Fermentierung gesüßten Tees, z. B. Grünen Tees, mit einer Kombuchakultur (sogenannter Kombuchapilz bzw. Teepilz) hergestellt. Unterdessen handelt es sich bei Kimchi um ein fermentiertes Gemüse der koreanischen Küche.

Probioitsche Stämme und ihre unterstützende Wirkung 
Probiotische Stämme können uns bei der Überwindung von speziellen Erkrankungen wie dem Reizdarmsyndrom besonders unterstützen, was wissenschaftlich gut überprüft ist. Daneben sind Durchfall und Verstopfung andere „Klassiker“, die im Bereich der Probiotika-Anwendung relevant sind. Gegenwärtig ist die Probiotik Gegenstand vieler Forschungsarbeiten, Lebererkrankungen
1 sind hier nur ein Bespiel. Darüber hinaus sind auch neue Forschungen2, die Probiotika bei psychiatrischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen untersuchen, interessant. Ziel ist dabei, Ärzten möglicherweise einmal sanfte, alternative Optionen bei der Behandlung ernster Indikationen wie ADHS oder Autismus anbieten zu können.

Author: Univ.Doz. Dr. Herbert Anton Wurzer Gastroenterologie und Hepatologie

 

 


Referenzen:

[1] Stadlbauer-Köllner, V. Probiotika bei Lebererkrankungen. Wien klin Mag 21, 240–245 (2018). doi.org/10.1007/s00740-018-0250-1

[2] Ligezka A. et al. A systematic review of microbiome changes and impact of probiotic supplementation in children and adolescents with neuropsychiatric disorders. Prog Neuropsychopharmacol Biol Psychiatry. 2021 Jun 8;108:110187. doi: 10.1016/j.pnpbp.2020.110187.


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