Vermeidung von Vitaminmangel in der kalten Jahreszeit
Veröffentlicht am: 04.11.2024
Es ist Spätherbst, schon um 4 Uhr dunkel und es regnet. Sie niesen und fühlen sich abgeschlagen und fiebrig. Das darf doch nicht wahr sein, schon wieder verkühlt! Dabei sind Sie erst vor 14 Tagen von einer Verkühlung genesen. In den Nachrichten hören Sie, dass Österreich in diesem Herbst eine „Triple-Welle“ an Infektionen bevorsteht. Neben dem omnipräsenten Corona, sagen die ExpertInnen, haben sich auch die Influenzaviren wieder aufgerafft, um uns zu quälen, und dann feiern noch die RS-Viren (Respiratory Syncytial Virus), die besonders bei Säuglingen gefährlich sind, ihr Comeback. Gegen alle drei gibt es zum Glück eine Impfung, aber da lauern noch so viele andere Erkältungsviren: Rhino-, Adeno-, Paramyxo- und wie sie alle heißen.
Ihre Hausärztin stellt fest, dass Ihre neue Infektion nicht Corona oder Influenza ist, sondern Sie einen grippalen Infekt haben, und meint, dass es gut wäre, die Vitaminzufuhr zu verbessern, weil Vitamine die Abwehrkräfte des Körpers steigern und die Vitaminversorgung bei einigen Vitaminen in der kalten Jahreszeit suboptimal ist. Sie empfiehlt Ihnen ein Multivitaminpräparat, damit Sie auf der sicheren Seite sind. Eine Allerweltslösung?
Vitamin C fehlt häufig am meisten
Ganz im Gegenteil: In der kalten und dunklen Jahreszeit kann tatsächlich die Versorgung mit einigen Vitaminen mangelhaft sein. An erster Stelle ist hier das Vitamin C zu nennen.
Es ist schlechthin „das Vitamin der Infektabwehr“. Es stärkt das Bindegewebe und wirkt als Radikalfänger, beides Funktionen die für die Abwehr von Keimen wichtig sind. Es kommt reichlich in Zitrusfrüchten, Kiwis, Sanddorn und Sauerkraut vor. Wenn man also Obst generell nicht mag und sich für Sauerkraut nicht erwärmen kann, gibt es noch Paprika, Grünkohl, Fenchel und Brokkoli. Ein weiteres wichtiges Vitamin bei der Infektabwehr ist Vitamin A. Dieses Vitamin ist nicht nur für den Sehvorgang wichtig, sondern stärkt auch unsere Schleimhäute. Da Viren meistens über die Schleimhäute in unseren Körper eindringen, stärkt es dadurch die Abwehrbarriere unseres Körpers. Zu finden in großer Menge in Karotten und in Leber, soferne Innereien auf dem Speisplan stehen.
Das dritte Vitamin, das im Winter leicht Mangelware wird, ist Vitamin D. Eigentlich ist es kein Vitamin, sondern kann unter der Einwirkung von Sonnenlicht in unserer Haut von unserem Körper selbst gebildet werden. Aber im Winter ist in unseren Breiten zu wenig Sonneneinstrahlung vorhanden, außerdem ist man „warm eingepackt“ und die für eine ausreichende Vitamin-D-Bildung notwendig belichtete Hautfläche ist zu klein. Vitamin D ist für den Knochenstoffwechsel bedeutsam: In die Knochen wird Calcium eingelagert, wodurch sie gefestigt werden. Außerdem stärkt es das Immunsystem; bei Atemwegsinfektionen, z. B. auch bei Coronavirus-Infektionen, gibt es Hinweise, dass bei ausreichender Versorgung mit Vitamin D der Krankheitsverlauf nicht so schwer ist. In fettem Fisch (Makrele, Lachs) ist viel Vitamin D enthalten.
Vitamine stärken die Immunabwehr
Zwei weitere wichtige Vitamine für die Immunabwehr sind Vitamin E, das vor allem in pflanzlichen Ölen enthalten ist und in unserem Körper entzündliche Prozesse hemmt und der Zellerneuerung dient, und Vitamin B1 (Thiamin), das in Hefe, Weizenkeimen und Sonnenblumenkernen enthalten ist und über den Einfluss auf die Schilddrüse den Stoffwechsel fördert. Thiamin ist für die Verwertung von Kohlenhydraten bedeutsam und besonders im Winter, wenn sich die Keksberge auftürmen, ein gefragtes Vitamin.
Mit einer gesunden Ernährung mit frischem Gemüse, Obst und Fisch und Aktivität an der frischen Luft möglichst bei Sonnenschein kann auch im Winter einem Vitaminmangel gut vorgebeugt werden. Multivitaminpräparate gleichen Nahrungsdefizite aus und stärken die Immunabwehr mit mehreren Pfeilern, da sie eine breit gefächerte Palette verschiedener Vitamine enthalten. Wichtig ist es natürlich, die gegebenen Dosierungsvorschriften einzuhalten, nämlich einerseits die Präparate regelmäßig einzunehmen, um eine kontinuierliche Vitaminversorgung zu gewährleisten und andererseits nicht zu hoch zu dosieren, denn auch Vitamine, obwohl lebenswichtig, können bei Überdosierung gesundheitliche Probleme bis hin zur Vergiftung verursachen.
OA Dr. Eiko Meister, Facharzt für Innere Medizin an der Universitätsklinik Graz
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