Die Schaufensterkrankheit


Veröffentlicht am: 22.07.2024

 

Hochrisiko im Alltag


Der Verkehrsfunk meldete, dass die Verbindungsstrasse zwischen zwei Orten gesperrt sei, da es zu einem Frontalzusammenstoß zweier Fahrzeuge gekommen war. Der unfallverursachende, schwer geschockte Pensionist, dessen Fahrzeug und jenes des Unfallgegners einen Totalschaden erlitten haben, ihm selbst jedoch außer einer kleinen Blessur nichts zugestoßen war, litt seit Jahren an Diabetes und Bluthochdruck. Er erinnerte sich nur mehr daran, dass er beim wiederholten Schalten und Kuppeln bergauf einen Schmerz in der Wade verspürte und dann die Kontrolle über seinen Wagen verloren hatte. Zunächst war seiner Umgebung die Schaufensterkrankheit kaum aufgefallen. Beim Rasenmähen musste er immer wieder nach wenigen Metern anhalten, da die Beine zu Schmerzen begannen. Dann ist sogar ein Ruheschmerz aufgetreten und seine Umgebung hat es vorausahnend vermieden, seine gewohnten Freundschaftsdienste als Chauffeur weiter in Anspruch zu nehmen.

 



Was hinter der Schaufensterkrankheit steht


Fachsprachlich geht es um die sogenannte periphere arterielle Verschlusskrankheit – kurz PAVK – die auch als „Schaufensterkrankheit“ bezeichnet wird. Da PAVK-Patienten beim Gehen Krämpfe, Schmerzen, Schwäche in den Waden bzw. Oberschenkeln bekommen, so dass eine Pause zum Abklingen der Symptome notwendig ist, um den Spaziergang fortzusetzen, kann man ihr Gangbild mit dem eines Einkaufbummels vergleichen. Bei einem Beinarterienverschluss sind die Arterien verengt, was nicht nur Beine, sondern auch Herz und Gehirn in Gefahr bringen kann. PAVK ist ein chronischer, progressiver Prozess, der aufgrund von Stenosen (Einengungen) oder eines kompletten Verschlusses der Arterien, den Blutfluss in den unteren Extremitäten reduziert und so zu einem Missverhältnis von Sauerstoff-Angebot und Sauerstoff-Notwendigkeit in der Muskulatur führt. Die PAVK zählt heutzutage zu einer der häufigsten Erkrankungen und bleibt lange symptomlos.

Je nach Schweregrad der Erkrankung beginnen die Schmerzsymptome nach unterschiedlichen Gehstrecken, dadurch kann die Krankheit klassifiziert werden.
Das Wichtigste für PAVK- Patienten ist das regelmäßige Gehtraining, um ihre schmerzfreie Gehstrecke zu verlängern. Trotz starkem Schmerz ist das Ziel, die Patienten bis an ihr Schmerzlimit kommen zu lassen. Mit viel Geduld und Fleiß, erreichen fast alle Patienten eine deutliche Verbesserung ihrer Gehstrecke und ihrer Symptome.

Die Hauptursache ist mit etwa 95 % die Arteriosklerose, die so genannte Arterienverkalkung.

Die Beschwerden der Betroffenen in fortgeschrittenen Krankheitsstadien reichen von gelegentlichen Beinschmerzen über belastungsabhängige Schmerzen mit Einschränkung der Gehstrecke.

Ein weiteres Zeichen ist fachsprachlich Claudicatio intermittens, vom lateinischen übersetzt heißt das so viel wie zeitweises/unterbrochenes Hinken bis hin zu einem Gangrän. Gangrän bedeutet, dass das massiv unterversorgte Gewebe sich Richtung Verwesung und Selbstverdauung entwickelt. Was man heute als Gangrän bezeichnet war früher als Wundbrand bekannt. Das steht auch mit dem Raucherbein in Zusammenhang, da Tabakraucher generell ein wesentlich höheres Risiko haben von einer Schaufensterkrankheit – sprich PAVK betroffen zu sein.

Für die Entstehung der Arteriosklerose sind die Risikofaktoren Rauchen, Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Bluthochdruck (arterielle Hypertonie), Fettstoffwechselstörungen bzw. zu hoher Cholesterinspiegel , sehr bedeutsam.

 


Therapie der Schaufensterkrankheit - PAVK


Das Ausschalten der Risikofaktoren ist dabei wichtig: Verzicht auf Nikotin, medikamentöse Einstellung des Bluthochdrucks und des Diabetes mellitus, Senkung des Cholesterins, regelmäßiger Ausdauersport und meist eine Gewichtsreduktion. Der Hausarzt wird in jeden Fall eine medikamentöse Therapie verordnen: Hemmstoffe der Thrombozytenaggregation wie Acetylsalicylsäure (ASS) oder Clopidogrel werden in symptomatischen Krankheitsstadien dabei sinnvoll eingesetzt. Darüber hinaus sind sogenannte Statine in allen Krankheitsstadien eine gängige Therapie. Antikoagulanzien zur Gerinnungshemmung können für eine weitere Sicherheit sorgen.

 

 



Univ.-Prof. Bernhard Metzler, Kardiologe an der Universitätsklinik Innsbruck

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